Warum nicht mal den Gottesdienst zum Erntedankfest auf einem Bauernhof feiern? Familie Sieburg aus Wangelnstedt räumte kurzerhand die neu gebaute Halle. Ein Altar aus Strohbunden wurde mit Brot und Wein, Obst und Blumen geschmückt. Gemeindemitglieder trugen Korn und Nüsse, Gemüse, Kartoffeln und Rüben aus den eigenen Gärten zusammen, die kunstvoll arrangiert ein buntes und üppiges Bild ergaben. Im Halbrund aufgestellte Sitzbänke und Gartenstühle boten allen Gästen eine gute Sicht darauf. Maisstauden, Blumenkübel und Säcke voller Äpfel verdeckten zwei Stahlpfosten und markierten den Eingang zum „Kirchraum“.
Mit dem Glockengeläut der nahen Johanniskirche eilten die letzten der über vierzig Besucher die Einfahrt hinauf und besetzten die noch freien Plätze in den vorderen Reihen. Punkt neun Uhr eröffnete Organistin Oxana Lifke den Gottesdienst mit einem Vorspiel am elektronischen Klavier. Pastor Uhlhorn, sichtlich erfreut über die Vielzahl der Anwesenden, dankte in seiner Begrüßung den Gastgebern und Helfern, die für das stimmungsvolle Ambiente am Vortag gesorgt hatten. Dieses konnte die Gemeinde ausführlich begutachten, während sie alle sieben Strophen des Liedes „Auf, Seele, Gott zu loben“ zum Warmwerden sang. Mit Decken und Fellen gegen die morgendliche Frische waren einige gekommen, doch frieren musste niemand. Die Nacht war mild gewesen, die Sonne steig auf und zum gesungenen Glaubensbekenntnis durfte sich die Gemeinde wieder erheben.
Zu Beginn seiner kurzweiligen Predigt mahnt Pastor Uhlhorn zur Bewahrung der Schöpfung, indem er die Handlung des Science-Fiction-Films „Interstellar“ erzählte. Da platzte in die Stille der Zuhörenden fröhliches Vogelgezwitscher, als wolle es die beklemmende Situation einfach wegsingen. So nahm auch die Predigt eine Wendung hin zu der Kindergeschichte des Mäuserichs Frederik, der vor der Winterruhe Sonnenstrahlen, Farben und Düfte sammelt und damit die Mäusefamilie trotz knapper werdender Vorräte gut durch den Winter bringt. Zusammen mit den passenden Bibeltexten zeichnete Pastor Uhlhorn somit ein stimmiges Bild von Gottvertrauen und Gotteslob, bei dem es nicht allein auf materiellen Reichtum ankommt.
Mit dem Segen gestärkt durfte die Gemeinde zum Schluss noch einmal selbst aktiv werden. Pastor Uhlhorn teilte sie in Gruppen ein und leitete den Kanon „Ausgang und Eingang“ an, der sogar vierstimmig erklang. Nach diesem rundum gelungenen Erntedankgottesdienst konnten die Gemeindeglieder bei einem von Familie Sieburg ausgegebene Getränk noch einen Augenblick verweilen und miteinander ins Gespräch kommen.